Mit positivem Anfassen zur stärkeren Bindung

Beitragsbild zum Thema Richtiges Anfassen beim Hund

Du fragst dich was du beim Anfassen deines Hundes falsch machen kannst? So einiges! Das Thema mag für viele auf den ersten Blick nicht allzu kompliziert erscheinen, dennoch kann man etwas dazu lernen. Beim Anfassen sollte man vor allem darauf achten eine positive Bindung mit dem Hund aufzubauen. Einige Hunde werden manchmal durch unbedachte Handlungen ihrer Besitzer abgeschreckt. Zum Beispiel beim Heben in den Kofferraum, wenn alles unter Zeitdruck mal schnell gehen muss oder das Packen des Halsbandes wenn plötzlich ein Radfahrer von hinten angeschossen kommt. Andere Hunde wollen sogar von Natur aus eher nicht so gerne angefasst werden, was einen Besuch beim Tierarzt schwierig gestalten könnte. Es kann verschiedenste Gründe haben, warum ein Hund sich nicht gerne berühren lässt. 

Im Folgenden haben wir einen Beitrag mit einer kleinen Übung zum Nachmachen für die positive Verknüpfung des Anfassens beim Hund vorbereitet.

Wir finden das Thema positives Anfassen im Alltag und auch im Hundetraining sehr wichtig. Bei folgenden Situationen kann der Hund oftmals negative Erfahrungen machen, die durch ein gezieltes Training vermieden werden:

  • Halsband anziehen
  • Heben in den Kofferraum
  • Treppen hochtragen (z.B. bei Welpen)
  • Beim Tierarzt
  • Fremde Menschen in der Stadt
  • Beim Hundesport (Positionierung am Start, Belohnung, Heben auf Geräte, Chipkontrolle)
Ein gezieltes Training stärkt also nicht nur die Bindung zu deinem Hund, sondern ist auch im Alltag und im Hundesport nützlich.
 
Das Ziel der Übung ist:
  • dein Hund soll sich nicht von dir weglehnen, deiner Hand ausweichen oder sogar flüchten, wenn du ihn anfassen willst oder ihn am Halsband festhälst
  • Berührungen sollen zukünftig nur als positiv empfunden werden, der Hund soll lernen, dass es sich lohnt
  • die Übung hilft nicht nur beim reinen Anfassen, sondern auch beim Anziehen des Geschirrs oder direkten Griffen ins Fell, die manchmal unvermeidbar sind

Warum sollte ich das positive Anfassen meines Hundes gezielt üben?

Es geht weniger um das richtige Anfassen, als darum, eine positive Verknüpfung mit z.B. der Hand für Hund aufzubauen. Unser Ziel ist es, dass dem Hund, immer wenn du ihn anfasst, vermittelt wird:

  • es ist nichts Schlimmes von Menschen angefasst zu werden
    (anfänglich nur von der Bezugsperson, später auch von Fremden) 
  • es ist sogar super toll, weil man dafür belohnt wird
Gezielte und kontinuierliche Übungen sind wichtig!
Oftmals können wir beobachten, dass Hundebesitzer in hektischen oder stressigen Situationen schnell ans Halsband ihres Hundes greifen um ihn anzuleinen oder festzuhalten.
Einige Hunde haben also schon Situationen erlebt in denen keine positive Verknüpfung mit den Griff ans Halsband aufgebaut wurde. Sondern genau das Gegenteil. Eine mögliche interessante Situation wurde deinem Hund durch den schnellen und möglicherweise etwas festeren Griff verwehrt.
 
Durch wiederholte Szenarien kann das Anfassen irgendwann als Unangenehm empfunden werden und eine Abneigung gegen eure Berührung wird entwickelt. Um dies vorzubeugen möchten wir gerne eine kleine Übung zur Konditionierung des positiven Anfassens mit euch teilen, die wir auch mit unseren beiden Lieblingen Lennox & Liv trainieren.

Mein Hund weicht vor meiner Hand zurück, was soll ich tun?

Oftmals weichen Hunde vor der Hand ihres Besitzers zurück, dies kann der Fall sein, wenn ..

  • ein junger Hund noch nicht an häufige Berührungen gewöhnt ist
  • ein Hund den Besitzer gewechselt hat und noch keine starke Bindung zu seinem neuen Besitzer aufbauen konnte
  • dem Hund mehrfach, meist unabsichtlich, falsche Signale beim Berühren vermittelt wurden

Wenn du und dein Hund aktuell ein paar Probleme beim Thema Anfassen habt könnt ihr euch gerne die nachfolgende Übung ansehen und damit trainieren. Bei bereits negativ Erfahrungen, sollte dennoch sehr kleinschrittig vorgegangen werden. Aber auch für diejenigen unter euch, deren Hunde sich problemlos anfassen lassen, könnte dieser Beitrag und die Übung interessant sein. Das Thema richtiges Anfassen im Zusammenhang mit dem Aufbau einer positiven Bindung zu deinem Hund ist zu jeder Zeit präsent und sollte immer wieder geübt werden. 

Praxis

Voraussetzungen für die Übung

Übung mit kontinuierlicher Steigerung
Da es sich bei der Übung zum Thema Anfassen um eine klassische Konditionierung handelt, sollte man das Thema der Generalisierung im Hundetraining immer im Hinterkopf behalten.

  • Zunächst sollte die Übung also in einer gewohnten Umgebung ohne Ablenkung durchgeführt werden
  • Das Ziel ist aber, das der Hund das Gelernte im Alltag an verschiedenen Orten, in verschiedenen Kontexten und auch mit Ablenkung umsetzen kann. Der Schwierigkeitsgrad der Übung sollte also kontinuierlich, nach angemessener Zeit, erhöht werden

Benötigte Dinge für die Übung

Für die Übung brauchen du und dein Hund nur ein paar beliebte und kleine Leckerlies, die sich zur schnellen Belohnung eignen. 

Vorgehensweise

Übung zur Konditionierung des positiven Anfassens beim Hund

  1. Knie dich vor deinen Hund und nehme einige Leckerlis in die Hand
  2. Fasse mit der einen Hand ans Halsband oder die Seite deines Hundes
  3. Belohne zur gleichen Zeit deinen Hund mit der anderen Hand, während du ihn weiter anfasst
  4. Wiederhole diese Übung 10-15 Mal 

Schritt 1 – Positionierung und Leckerlis in die Hand nehmen

Knie oder setze dich vor deinen Hund und nehme eine Handvoll Leckerlis in eine Hand.

Schritt 2 – Anfassen 

Nun kommt es zur eigentlichen Konditionierung. Du fasst den Hund nun an, z.B. am Halsband oder an der Seite. Wo du ihn anfassen kannst, ist individuell zu betrachten. Einige Hunde sollte man zunächst nur mit einer Hand an der Seite berühren oder den Karabiner an der Leine. Für andere ist ein Griff ans Halsband oder direkt an die Seite des Halses kein Problem. Fangt hier lieber an einer neutraleren Stelle an und tastet euch dann schrittweise voran. Zum Beispiel von der Hand an der Seite zur Hand am Hals.

Schritt 3 – Belohnen mit zeitgleichem Anfassen

Sobald du deinen Hund anfasst, belohne ihn zeitgleich mit einem Leckerli aus der anderen Hand. Es darf keine zeitliche Verzögerung geben, sobald du den Hund berührst, sollte er im gleichen Moment ein Leckerli mit der anderen Hand erhalten. 

Im Optimalfall hältst du die Hand auch auf der Stelle, falls dies aber für den Hund noch zu unangenehm ist steigere die Dauer des Anfassens nicht zu schnell.

Schritt 4 – Wiederholung und Steigerung der Übung

Die Übung sollte nun 10-15 Mal am Stück und bis zu 3 Mal am Tag wiederholt werden. Zur Steigerung der Schwierigkeit und damit keine Langeweile für den Hund aufkommen sollte die Übung nun Schritt für Schritt an verschiedenen Orten, zunächst zuhause und dann draußen, trainiert werden. Beim Thema klassische Konditionierung ist eine kontinuierliche Wiederholung der Übung in wechselnder Umgebung also der Weg zum Erfolg.

Wichtig: Vergesse die Übung auch nicht bei alltäglichen Sitationen wie dem Anlegen des Halsbandes oder der Leine. Auch hier sollte eine positive Verknüpfung eingebaut werden.

Häufige Fragen zur Übung

Sage ich etwas zu meinem Hund?

Diese Übung erfordert kein Kommando und keine Worte, der Hund soll sich auf deine Berührung konzentrieren und im Anschluss belohnt werden. Natürlich kannst du ihn auch zusätzlich zum Leckerli verbal loben.

Wie oft sollte man üben?

Die Übung sollte 10-15 Mal am Stück und kann bis zu 3 Mal am Tag wiederholt werden. Hier kommt es darauf an wie wichtig diese Übung aktuell für deinen Hund ist. Wenn dein Hund aktuell deinen Berührungen abgeneigt ist solltest du mehr wert auf die Übung legen, als andere Hundebesitzer.

Wie kann die Schwierigkeit gesteigert werden?

Ruhige Umgebung  Öffentlichkeit
Am Anfang sollte das Training daheim oder in einer gewohnten Umgebung stattfinden. Nachdem die positive Berührung über mehrere Tagen oder sogar Wochen trainiert wurde und der Hund sich deiner Hand schon entgegen lehnt, wenn du ihn berühren willst, kann die Übung auf ein neues Level gehoben werden. In der Öffentlichkeit kann die Übung dann wie bisher durchgeführt werden, es sind nun jedoch zusätzlich ablenkende Faktoren vorhanden.  

Hand auflegen → Griff ans Halsband
Fange, wenn du dir unsicher bist, bei Berührungen an neutralen Stellen an. Eine Berührung an der Seite deines Hundes wirkt ganz anders als ein fester Griff um das Halsband. Hier kann die Schwierigkeitsstufe natürlich auch angehoben werden, sobald die Berührung an einer Stelle gut funktioniert und von deinem Liebling angenommen wurde. Wenn ein bestimmter Körperteil, zum Beispiel der Kopf, ein großes Problem für deinen Hund darstellt und er kaum eine Berührung angenehm findet, versuche dich ganz vorsichtig und schrittweise heranzutasten. 

Intensität des Griffs 
Im Alltag kann es passieren, dass man in stressigen Situationen einmal unabsichtlich etwas fester ans Halsband seines Hundes fasst. Um hier im Vorfeld mit deinem Hund trainieren zu können, damit er keine negative Verknüpfung mit dieser Reaktion verbindet, kann die oben genannte Übung als vorbeugende Maßnahme wirken. Die Intensität des Griffes kann also nach einiger Zeit des Trainierens erhöht werden. 

🐕 Sei beim Training mit deinem Liebling immer positiv und geduldig
🐕 Dein Hund soll dich gerne berühren und von dir berührt werden wollen.

Kann ich meine Hand bei der Übung bewegen?

Ja. Wir schreiben im oberen Text viel über das reine Anfassen. Alle Aussagen beziehen sich aber auch auf das Streicheln, also bewegen der Hand auf dem Fell des Hundes, oder auch auf Griffe ins Fell. Die Übungsbeschreibung kann hier gerne von euch ein wenig abgewandelt werden. 

Alle Hunde sind verschieden und wir möchten euch mit diesem Beitrag lediglich einen kleinen Denkanstoß bieten.

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