Nachdem du bereits die Impulskontrolle mit deinem Hund geübt hast, dein Hund den Rückruf zuverlässig beherrscht und das Kommando Platz erlernt hat – kannst du dich an eine neue, nützliche Übung für den Alltag herantasten: ein zuverlässiges Stoppkommando auf Distanz. Wir möchten dir in diesem Beitrag zeigen, wie wir das Stopp mit unseren beiden Hunden geübt haben, was es für Tipps zum beachten gibt und außerdem beantworten wir die wichtigsten Fragen rund um das Thema.  

Warum sollte mein Hund das Stoppkommando können?

Es ist an der Zeit, dass dein Hund lernt, sich in jeglichen Situationen sofort hinzulegen und egal was passiert abzuwarten! Das Stoppkommando wie „Stopp“ oder „Halt“ kann man im Alltag sehr gut gebrauchen. Der Hund soll sich SOFORT an Ort und Stelle hinlegen oder hinsetzen und erst bei einem Auflösekommando wie „ok“ wieder aufstehen. So kannst du dich in allen Situationen auf deinen Hund verlassen.

In unserer Übung werden wir das Stopp Kommando hauptsächlich mit dem Platz Kommando kombinieren. Wie immer ist die Übung jedoch als Inspiration für euer Hundetraining gedacht und dient als grobe Vorlage für dein individuelles Training.

In welchen Situationen ist es also von Vorteil das Kommando Stopp zu beherrschen?

Wir gehen davon aus, dass dein Hund bereits den zuverlässigen Rückruf beherrscht und du ihn bereits ohne Leine in der Öffentlichkeit laufen lässt. Ein zuverlässiges Stopp Kommando ist hier die perfekte Ergänzung zum Rückruf und mindestens genauso wichtig!

Beispiele für mögliche kritische Situationen wären zum Beispiel…

  • beim Gassi kommt ein Fahrradfahrer von hinten und fährt vorbei ohne zu klingeln – ein Rückruf wäre sogar gefährlich, weil der Hund im schlimmsten Fall in den Radfahrer rennt
  • es rennt ein Hase oder Reh über den Weg
  • der Hund läuft vorne und ist irgendwann doch einfach mal zu weit und soll warten, auch hier kann man das Stopp Kommando gut gebrauchen
  • etc.

Weniger gemeint ist das Stoppkommando z.B. für Situationen, wie an der Straße oder Ampel beim Überqueren. Sondern viel mehr in Situationen die etwas brenzlig werden könnten und vor allem viel Impulskontrolle vom Hund abverlangten. Es ist ein Kommando zu Absicherung und damit man sich zu 100% auf seinen Hund verlassen kann.

Was muss mein Hund beherrschen bevor ich das Kommando Stopp mit ihm üben kann?

Hier sind vor allem 3 Teilbereiche sehr wichtig, die vor dem Start der Übung von deinem Hund beherrscht werden sollten. Impulskontrolle ist hier mit der wichtigste Punkt, dein Hund sollte schon eine gute Ahnung von seiner kommenden Aufgabe haben

Impulskontrolle

Impulskontrolle ist hier das große Stichwort. Wenn beispielsweise ein Wild vorbeirennt oder ein schneller Radfahrer euren Weg kreuzt sollte der Hund nicht direkt in seinen natürlichen Jagd-Impuls verfallen.

Rückruf beim Hund

Das Stopp auf Distanz ist die perfekte Ergänzung zum bereits erlernten Rückrufkommando und mindestens genauso wichtig um stressfrei den leinenfreien Spaziergang zu genießen

Kommando Platz

Die Übung kann auf verschiedene Art und Weisen geübt werden. Wir haben mit unseren Hunden das Kommando Stopp mit dem Platz verknüpft. Dadurch legen die beiden sich direkt hin und es besteht keine Gefahr, dass sie weiterrennen.

Wie bringe ich meinem Hund das Stoppkommando bei?

Wir starten damit nochmal das Kommando Platz aufzufrischen – das sollte wirklich erst einmal sicher sitzen. Der Hund muss sich auf jeglichen Untergründen, beispielsweise auch Schotter oder nassem Gras zuverlässig beim Kommandoruf „Platz“ hinlegen. Das nicht erst nach zwei- oder dreimal sagen, sondern wirklich sofort beim 1. Mal. Die Kommandoausführung sollte auch nicht langsam, sondern schnell erfolgen, denn in kritischen Sitatuationen ist nicht immer viel Zeit.

Tipps:
🐕 Wenn zuvor noch nicht mit einem Auflösekommando gearbeitet wurde, wie „ok“, kann und sollte dieses Kommando bei der kommenden Übung eingeführt werden.
🐕 Ein spezielles Kommando, wie „Bleib“ ist keine Grundvoraussetzung und auch nicht empfehlenswert, da wir später ein neues Kommando wie „Stopp“ oder „Halt“ verwenden, mit dem der Hund schon automatisch lernt auf ein „ok“ zu warten.

Praxis

Benötigte Dinge für die Übung

Du benötigst zu den Voraussetzungen einfach nur eine bevorzugte Belohnung, sprich ein paar Leckerlis oder auch Spielzeug. Zu Beginn sollte die Trainingsumgebung wenig ablenkend sein.

Vorgehensweise

Zunächst wird die Übung mit dem bereits bekannten Platz und einem Auflösekommando geübt:
  1. Leckerlies in die Hand nehmen und neben deinen Hund stellen
  2. Du bewegst dich mit deinem Hund ein paar Schritte
  3. Setze das Platz ein, während ihr euch bewegt und belohne ihn sofort, wenn er sich schnell ablegt
  4. Löse das Kommando wieder auf und belohne deinen Hund nochmal ausgiebig
  5. Wiederholen und Steigerung mit Einsatz des Kommandos Stopp, sobald der Hund verstanden hat um was es geht

Schritt 1 – Leckerlies in die Hand nehmen und neben den Hund stellen

Bewaffne dich mit zweierlei Leckerlis oder einer anderen Belohnung. Hier solltest du darauf achten eine etwas unanttraktivere Belohnung und eine Superbelohnung zu wählen.
Es kann zum Beispiel ein Leckerli und das Lieblingsspielzeug gewählt werden, oder ein normales Leckerli und ein Stück Käse. Hier weißt du natürlich am besten was dein Hund bevorzugt und was ihm am besten schmeckt oder Spaß macht.

Schritt 2 – Bewege dich mit deinem Hund ein paar Schritte

Bewege dich einfach ein paar Schritte nach vorne, recht, links. Wenn dein Hund dir nicht automatisch folgen sollte kannst du die Übung auch erst einmal an einer längeren Leine durchführen und deinen Hund „einfach mitnehmen“ – ohne Worte. Dein Hund sollte auf jeden Fall in Bewegung bleiben.

Schritt 3 – Einsatz des Kommandos Platz

Aus der Bewegung heraus solltest du nun deinen Hund in das Platz bringen und belohnen, wenn er sich sofort hinlegt. Hier kommt die etwas unattraktivere Belohnung zum Einsatz. Achte zusätzlich darauf, dass du Ruhe ausstrahlst und dein Hund nicht direkt wieder aufspringt, sondern wartet. Sollte er wieder aufstehen, bringst du ihn kommentarlos wieder ins Platz. 

Tipp: Am Anfang kann hier natürlich noch mit Körperzeichen geholfen werden. Dieses sollte aber mit der Zeit abgebaut werden, da später beim Gassi dein Hund dich eventuell nicht mehr sieht und das Stoppkommando sicherer verbal funktioniert.

Schritt 4 – Kontrolliertes Auflösen mit Superbelohnung

Anfänglich reicht ein kurzes Verharren deines Hundes, nachdem er sich in das Platz begeben hat. Nach kurzem Warten kannst du deinem gewünschten Auflösekommando, zum Beispiel „ok“, auflösen und nochmal „richtig“ belohnen. Richtig Belohnen heißt für uns, den Einsatz einer Superbelohnung. Ob du hier sein Lieblingsspielzeug zur Hand hast oder ein besonders schmackhaftes Leckerli ist natürlich dir überlassen. Das Wichtigste ist für deinen Hund zu lernen, dass es sich lohnt auf die Aufforderung seines Besitzers zu warten.

Schritt 5 – Wiederholen und Schwierigkeit steigern

Zunächst solltest du die Übung wiederholen, bis sie zuverlässig funktioniert. Besonders bei diesem Kommando kann das schnelle und zuverlässige Platz viel Übung benötigen. Wenn dein Hund das grundsätzliche Prinzip verstanden hat setze zusätzlich ein Stoppkommando wie „Stopp“ oder „Halt“ ein. Dieses sollte ausgerufen werden, anstatt des Kommandos Platz. Hier solltest du, wie immer, darauf achten nur ein Kommando zu verwenden um deinen Liebling nicht zu verunsichern. Vor allem am Anfang ist Kontinuität sehr wichtig.

Die Schwierigkeit steigert man zum Beispiel indem man den Abstand und die Ablenkungen erhöht – das ist hier eigentlich der Schlüssel zum Erfolg: das Stoppkommando braucht anfänglich SEHR viel Übung. Noch mehr als andere Übungen. Bleibt man jedoch dran, sieht man den Erfolg und das Zusammenleben im Alltag wird verbessert!

Zusatztipp

Wichtig auch hier, wie beim Rückruf: So wenig Fehler wie möglich zu zulassen, d.h. die Schwierigkeit nicht zu schnell steigern. Wenn man sich nicht sicher ist, dass der Hund sich auf einer gewissen Entfertung schon ablegt, lieber nicht danach fragen. Erst nochmal bei weniger Schwierigkeit (d.h. z.B. mit weniger Abstand) üben.

Trainingsinspiration: Steigerungsmöglichkeit und spielerische Umsetzung der Übung

Für dieses Spiel brauchst du entweder noch deine eigenen Hunde oder aber eine Hilfsperson bzw. mehrere, die auch Hunde haben:

Um hier gezielt das Warten auf die Auflösung zu trainieren und um deinem Hund die Wichtigkeit vom Einhalten einer Grenze zu verdeutlichen kannst du folgende Geduldsübung mit ihm durchführen: 

Du bringst deinen Hund wie in der oberen Schritt-für-Schritt Anleitung beschrieben das Stoppkommando bei. Die Kontrollposition, in unserem Fall das Platz, darf von deinem Hund nicht verlassen werden, solange du ihn nicht auflöst! Wichtig dafür ist natürlich, dass der Hund die Position an sich verstanden hat. Steigere die Zeitdauer langsam bis auf rund 5 oder sogar 10 Minuten. Führe die Übung zunächst in einer bekannten Umgebung und mit Ruhe durch, eine leichte Steigerung könnte beispielsweise Musik im Hintergrund sein.

Mehrere Hunde befinden sich auf dem selben Fleck, oder z.B. einer Hundeliege. Nun rufst du abwechselnd die Hunde zu dir. Nur der abrufende Hund darf natürlich zu dir kommen. Wichtig ist, dass du den Hundenamen bzw. das auf den Hund bezogene Rückrufkommando benutzt und nicht nur ein übliches Auflösekommando, denn dies kann zu Verwirrungen führen. Die Hunde sollten sich jeweils direkt angesprochen fühlen. 

Diese Übung kannst du nicht nur mit deinen eigenen Hunden durchführen, sondern auch Hundefreunden die bereits die Grundlagen der Impulskontrolle und den Rückruf zuverlässig beherrschen.

Mehrere Hund befinden sich in der Platz Haltung, der Kontrollposition. Nun rufst du nacheinander einen Hund zu dir, legst diesen wieder ab, rufst den nächsten und so weiter. Dieser Vorgang kann 2-3 mal wiederholt werden. Du platzierst also die Hunde immer wieder an einer anderen position, entfernst dich von ihnen und rufst sie wieder nacheinander, kontrolliert zu dir. Das kann man natürlich auch nicht nur mit den eigenen Hunden üben, sondern auch mit Hundefreunden, die das Kommando bereits üben oder beherrschen. 

Ein Bekannter soll deinen Hund provozieren – mit verschiedenen Ablenkungen, während er inne halten muss. Sei kreativ mit den Ablenkungen und gehe ruhig auf’s Ganze! Er sollte etwas herumlaufen, eventuell rennen, hektische Bewegungen machen oder dem Hund etwas zurufen. Außer, dass dein Hund die Position verlässt, kann nichts passieren.

Häufige Fragen aus der Community

Was ist das Ziel der Übung?

Das Ziel sollte sein, dass der Hund lernt sich in der gewünschten Haltungsposition solange aufzuhalten, bis man ihn auflöst. Das sollte längerfristig in jeglichen Situationen, aus Bewegungen heraus und unter verschiedenen Ablenkungen und Distanzen möglich sein. Angefangen vom Ablegen in einem Restaurant, beim Startritual im Agility, bei der Platzablage während der Begleithundeprüfung oder dem Sitzenbleiben in der Gruppenübung beim Obedience bis hin zum Modeln vor der Kamera. Neben einem Rückruf aus allen Situationen ist dies das Allerwichtigste im alltäglichen Hundeleben!

Mein Hund löst sich direkt wieder aus der Stopp Position, was soll ich tun?

Das Wichtigste ist zunächst, dass dein Hund die Position an sich gut verstanden hat und ob er genug Bestätigung bekommen hat. Außerdem ist es wichtig, dass deinem Hund bestimmte Grenzen aufgezeigt wurden, während er zum Beispiel auf seinen Besitzer warten muss. 

Als Hinweis vorweg: Sei nicht ungeduldig und zu verbissen bei der Erreichung deiner Trainingsziele!
Du wirst besonders bei dieser Übung einfach etwas Geduld haben müssen und sehr kleinschrittig und in kurzen Abständen belohnen und auflösen müssen.

Dies kann so aussehen:
Du lässt deinen Hund sich hinlegen, belohnst ihn dafür, wartest 1-2 Sekunden und löst ihn auf. Wieder dasselbe. Und wieder. Diesmal wartest du bis zum Auflösen jedoch 5 Sekunden. So steigerst du die Zeit. Später kannst du das Bestätigen für das Einnehmen der Position auch immer öfters weglassen, wobei man auch dies immer wieder auffrischen sollte!

➡️ Kleine und kurze Lerneinheiten über den Tag verteilt bringen mehr Erfolg als monotone und langwierige Trainingseinheiten! Erwarte nicht zu viel und falls etws noch nicht klappt, gehe wieder einen Schritt zurück.

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Challenge Your Dog

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